"Wir sind glücklich, wenn die Leute mit einem Funkeln in den Augen nach Hause gehen"

Stahlzeit ist mit seiner spektakulärsten Rammstein Tribute Show mehr denn je in aller Munde. Für Fans ist die Band ein Begriff und eine Legende. Viele jedoch lernen die Band im Zuge des 1. Streutal Festivals in Mellrichstadt am 21. Juli ganz neu kennen. Was erwartet Gäste auf der Streuwiese? Sänger Helm-fried Reißenweber („Heli“) gab dem Organisationsteam des neuen Events ein ausführliches Interview. Darin schildert er einen spannenden Blick hinter und vor die Kulissen der von ihm gegründeten Band. Neugierig, was bei der Show passiert? Wie es zu Stahlzeit kam und wer der Mensch hinter Feuersalven und Feuerwerk ist? Hier gibt es einige Antworten.

 

Stahlzeit

Fotos: ©Jana-Breternitz

Was können Festivalgäste beim Stahlzeit-Konzert in Mellrichstadt sehen?
Heli: Fans von Stahlzeit wissen, was auf sie zukommt, nämlich eine spektakuläre Rammstein Tribute Show. Welche unserer vielen Rammstein-typischen Effekte wie Feuer, Pyro, Raketen oder Konfettikanonen speziell in Mellrichstadt zu sehen sind, werden die zuständigen Behörden entscheiden. Denn Sicherheit ist oberstes Gebot bei unseren Auftritten. Bei jeder Location wird vor Ort entschieden, was machbar ist und was nicht.

Da unser Auftritt in Mellrichstadt Open Air stattfindet, werden wir alles auf die Bühne kriegen, was machbar ist. Allerdings, Open Air ist auch ein wenig Glückssache, bei zu viel Wind werden manche Effekte problematisch. Doch unsere drei erfahrenen Pyrotechniker passen sehr gut auf. Es kommt schon mal vor, dass wir auf der Bühne dem Feuer ausweichen müssen.

Klar: Je später der Abend, umso besser die Effekte am Nachthimmel natürlich. Da uns in Mellrichstadt gleich drei tolle Rhöner Vorbands supporten, werden wir sicherlich den perfekten Zeitpunkt für unsere Show haben.

Auf welche Songs können sich Konzertbesucher in Mellrichstadt freuen?
Heli: Wir spielen querbeet durch 25 Jahre Rammstein. Dabei sind auch Songs, die Rammstein nicht mehr spielt oder die Rammstein noch nie live gespielt haben. Es ist für uns immer schwer, aus diesem Riesenfundus eine Auswahl an Songs zu treffen. Schlussendlich entscheiden auch die Genehmigungen der Behörden. Denn wie schon gesagt: Wenn ein Effekt aus Sicherheitsgründen an einer Location untersagt wird, können wir auch das passende Lied dazu nicht spielen.

Wir hoffen natürlich, dass wir Lieder wie „Benzin“, „Haifisch“, „Mein Teil“ live on stage in Mellrichstadt präsentieren können. Auf jeden Fall versuchen wir so viel wie möglich aus unserem Repertoire zu spielen. Wir sind glücklich, wenn die Leute mit funkelnden Augen und einem Lächeln im Gesicht nach Hause gehen!

Kennt ihr, kennst du, eigentlich die Rhön?
Heli: Ich kenne die Rhön vom Durchfahren von früher – privat mit dem Motorrad und beruflich als Fernfahrer. Ich stamme aus der Kulmbacher Gegend, da ist die Rhön sowohl ein Ausflugsziel als auch liegt sie auf der Durchfahrtsachse von Nord nach Süd. Und ich bin ja im Westen an der Sonneberger Grenze geboren und aufgewachsen, das ist auch nicht weit von euch weg. Jetzt war ich schon lange nicht mehr in der Rhön, als Vollzeitmusiker bleibt kaum Zeit für Privates. Dabei ist die Rhön wirklich schön, sonst wären wir z. B. mit dem Motorrad nicht so oft hingefahren.

Welchen Tipp hast du für Festivalbesucher, damit sie nichts von der Show verpassen?
Heli: Also ich empfehle allen, sich vor Konzertbeginn mit einem Getränkevorrat einzudecken. Wer gerade ein Bier holen geht, wenn wir z. B. „Puppe“ spielen, verpasst Wahnsinnseffekte speziell für den Song. Und die dauern halt nur wenige Sekunden und kommen nicht wieder.

Wie kamt ihr zu eurem Titel spektakulärste Rammstein Tribute Show?
Heli: Ganz einfach, das hat die Presse immer wieder mal geschrieben. Das ist also kein Slogan, den sich wir oder unsere Agentur ausgedacht haben. Wir haben es so oft gelesen, dass wir es dann in Abstimmung mit dem Rammstein-Management übernommen haben. Das gilt übrigens generell: Wir kennen ja die Bandmitglieder von Rammstein gar nicht persönlich. Wir sind in ständiger Abstimmung mit dem Management und halten uns an die Regeln.
Es ist uns sehr wichtig, dass wir den Fans Rammstein nicht vortäuschen, sondern ganz klar ist, dass wir eine Tribute Show bieten – und zwar auf höchstem Niveau und mit Stahlzeit-Prägung.

Wie kamt ihr überhaupt zu Rammstein?
Heli: Ich war früher gar nicht der große Rammstein-Fan. Ich komme eher aus der Richtung Mainstream Rock wie Toto, Pink Floyd und so. Irgendwann habe ich aus Spaß mal zwei Rammstein-Songs ins Bühnenprogramm eingebaut. Da meinten einige, ich würde wie Lindemann klingen. Das hat mich inspiriert, mich mit Rammstein auseinanderzusetzen. Und da wurde ich schnell ein sehr großer Fan und es entstand unsere Tribute Show. Das ist nun schon fast unglaubliche 20 Jahre her. Ich hätte niemals gedacht, dass es diese Ausmaße annehmen könnte.

Wie oft seid ihr selbst bei Rammstein Konzerten?
Heli: Klar sind wir auch auf Rammstein-Konzerten. Ich war gerade in München, als ganz normaler Gast. Wie gesagt, ich kenne Till Lindemann und seine Bandmitglieder nicht persönlich. Die Show war sensationell und hat nochmals meinen Respekt vor dem künstlerischen Schaffen verstärkt. Für mich ist Rammstein eine der besten deutschen Bands. Ich ziehe immer wieder meinen imaginären Hut.
Unsere Tribute Show ist eine Huldigung an eine Band und ihren Erfolg als wohl größter musikalischer deutschsprachiger Exportschlager, den Deutschland je hatte.

Heli, wo findest du deine Outfits?
Heli: Wir lassen unsere Kostüme immer exklusiv nähen, in Anlehnung an die aktuellen Rammstein-Auftritte, aber nicht als Kopie. Wir wollen unsere eigene Personality bei Stahlzeit einbringen, sonst hätte ich das als Musiker und Mensch nicht so lange durchgehalten. Man will ja nicht Zeit seines Lebens eine Kopie sein, sondern seine eigene Personality entwickeln. Das würde sonst leicht zum Kasperltheater werden. Die Klamotten bringen einen eigenen Touch. Angefertigt werden die Outfits schon lange zu unserer Begeisterung von einer Nürnberger Trachtenschneiderin.

Wie lange dauert die Maske?
Heli: Die Masken machen wir selbst. Ich mache mich immer schon eine gute Stunde vorher fertig, um in meine Rolle zu kommen. Das ist wie ein Ritual für mich, um mich auf die Show vorzubereiten.
Inzwischen mache ich es mir übrigens auch etwas bequemer. Früher habe ich allein für das Schnüren meiner hohen Stiefel 20 Minuten gebraucht. Jetzt nehme ich Stiefel mit Reißverschluss. Das geht schneller. Spielen kann ich nur im Kostüm und Maske. Das gehört dazu wie das Feuer.

Hast du noch Zeit für dich und deine Familie bei 70 Shows?
Heli: Familie funktioniert bei diesem Lebensrhythmus kaum. Ich bin ebenso wie meine Kollegen wahnsinnig viel unterwegs. Ich habe seit einiger Zeit ein Häuschen am Waldrand und genieße die Natur. Für meine Tochter und meinen Enkel nehme ich mir jedoch so viel Zeit, wie es nur geht.
Bis vor einigen Jahren hatte ich auch noch eine Musikkneipe in Kulmbach. Die habe ich nach 27 Jahren aus Zeitgründen an einen guten Freund abgegeben.

Wichtig ist mir neben Stahlzeit meine Band „Maerzfeld“, bei der ich eigene Songs spiele. Der Begriff „Märzfeld“ gefällt mir gut. Er stammt aus dem 5. Jahrhundert. Dort haben sich einmal im Jahr die Könige im März getroffen und ihre Strategie für die Zukunft besprochen. Das sehe ich als für mich sehr passende Metapher, immer an sich zu arbeiten, den Blick nach vorne zu richten und so sich immer weiterzuentwickeln.

Kannst du dir ein Leben ohne Musik vorstellen irgendwann?
Heli: Das ist schwer zu sagen. Manchmal denke ich, ich bin zu alt für den Scheiß. Aber nee, ohne Musik könnte ich nicht leben. Meine Tochter hat mich schon öfter gefragt: „Papa willst du nicht mal normal werden?“ Aber ehrlich, das geht nicht. Ich mache Musik, seit ich mit zehn Jahren Akkordeon gelernt habe.


Könnt ihr euch eigene Songs vorstellen? Oder andere Coverbands?
Heli: Nein, Stahlzeit ist Rammstein, und dabei bleibt es.


Was sind eure Ziele für die nächsten Jahre?
Heli: Klar, Hauptsache gesund bleiben. Dann machen wir gerne noch Jahre so weiter. Ich bin fit und guter Dinge und freu mich auf das, was kommt.